Die vierte Etappe unserer Reise zu den schönsten Bogensportplätzen Deutschlands führte uns in das niedersächsische Hornburg, ein Ortsteil der Gemeinde Schladen-Werla. Die Schützenbrüderschaft von 1437 Hornburg e.V. betreibt dort auf einer sechs Hektar großen Streuobstwiese einen Feldbogenparcours, der traumhaft in die Natur des Vorharzes eingebettet ist. Am Horizont des Parcours türmt sich der 1.141 Meter hohe Brocken des Mittelgebirges auf. Die hügelige Landschaft der Streuobstwiese ermöglicht Variationen von Bergauf- und Bergabschüssen und verschafft damit diesem Feldbogenparcours ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.      Â
Am Fuße des Feldbogenparcours in Hornburg liegt die Gaststätte »Willeckes Lust«. Hier verabredeten wir uns mit den Hornburger Bogenschützen, um von dort in ihren Feldbogenparcours zu ziehen. Rund 150 Meter ging es zunächst hoch zur ersten Station. Obstbäume bildeten hier zwischen den Pflöcken und der Stramitscheibe eine Schneise, durch die die Bogenschützen ihre ersten Pfeile schossen. Unmittelbar angrenzend zur ersten Station versammelten sich an einem Weidezaun 80 Kamerunschafe und blickten neugierig auf das Treiben im Parcours. Nach der ersten Passe ging es weiter auf eine höhergelegene Streuobstwiese, die einen Panoramablick auf den Brocken im Mittelgebirge des Harzes gewährt. Es folgten steile Bergauf- und Bergabschüsse in der bergigen Landschaft des Parcours, eine Herausforderung für Bogenschützen der Region, die sonst in einem eher flachen Gelände trainieren. In der Vergangenheit nutzten der Landeskader Feldbogen oder auch benachbarte Bogenschützen der umliegenden Vereine den Parcours für ihr Training.

„12 Stramitscheiben haben wir im Parcours verteilt“, sagte Stefan Willecke von den Bogensportlern aus Hornburg in unserem Gespräch. Ihm gehört das Land, das er dem Verein zur Verfügung stellt. Regelmäßig rückt er mit landwirtschaftlichen Gerät an, um gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern die Anordnung der Scheiben im Parcours zu verändern. So werden neue Anreize mit neuen Herausforderungen im Training abgesteckt. Als der Verein im Jahre 2012 die Landesmeisterschaft im Feldbogensport ausrichtete, wurden 24 Scheiben im Parcours aufgestellt. Mit der sechs Hektar großen Fläche bietet das Gelände zahlreiche Variationsmöglichkeiten für die Einrichtung von Stationen. Am Fuße des Parcours liegt eine FITA-Wiese, die ausschließlich für Turniere und als Einschießplatz der Feldbogensportler genutzt wird. Vereinsmitglieder, die im Training WA-Distanzen bis 90 Meter trainieren möchten, treffen sich am Bogensportplatz am Iberg, einem ehemaligen Großkaliberstand, dessen Schießbahnen durch seitliche Wälle abgesichert sind. Hier befindet sich auch das Vereinsheim der Schützenbrüderschaft Hornburg.

Reinhard Pohl ist der 1. Vorsitzende des Vereins. Er berichtete uns über die Entstehung der Bogensparte im Jahre 1996. Von den 230 Vereinsmitgliedern gehören heute rund 30 Sportler der Bogensparte an. Die Bogenklassen Recurve, Compound und Blankbogen werden geschossen. Der Schwerpunkt der Bogensparte liegt im Feldbogensport. Neben Freizeitsportlern trainieren auch Sportler mit einem leistungsorientierten Gedanken im Verein. Die roten Vereinstrikots sind den Wettkampfsportlern in der Region bekannt. 2014 nahmen Hagen Stellmach und der Schüler Jan Keune an der Deutschen Meisterschaft im Feldbogensport in Hohegeiß teil. Carola Stellmach ist Kampfrichterin und in die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins eingebunden. Im Winter, wenn das Training bei eisigen Temperaturen in die Halle verlegt wird, schießen die Kinder- und Jugendlichen von Holzkästen und Turnböcken, um Bergabschüsse auch im Winter trainieren zu können. »Crazy Arrows« ist ein Turnier der Hornburger Bogenschützen, das jährlich im Februar während der Hallensaison durchgeführt wird. Die Regeln für das „Crazy Arrows“ werden jedes Jahr vom Verein entwickelt, zum Beispiel eine Feldrunde in der Halle. Mit Schießspielen fördert Carola Stellmach die Motivation der Kinder und Jugendlichen.

Der Stammverein hat für die Bogenschützen eine besondere Bedeutung. Als Vereinsmitglieder können die Bogensportler alle anderen Angebote der Schützenbruderschaft nutzen. Neben den Aktivitäten rund um die Schießdisziplinen organisiert der Verein Wanderungen, Radtouren, das jährliche Anschießen, ein gemeinsames Frühstück und natürlich das Schützenfest in Hornburg.
„Alle Mitglieder der Bogensparte beteiligen sich aktiv am Vereinsgeschehen“, sagte Stefan Willecke, der seit 2001 Spartenleiter der Bogenschützen ist. Handwerkliche Arbeiten erledigen die Bogenschützen in Eigenleistung. „Da kommen uns die unterschiedlichsten Berufe unserer Mitglieder zu Gute“, freut sich Stefan Willecke. Ein besonderes Plus ist der Hof von Stefan Willecke unmittelbar am Parcours. Landwirtschaftliches Gerät kann für die Arbeiten eingesetzt werden. Für kleinere Transporte im bergigen Parcours nutzen Carola Stellmach und Stefan Willecke ihr geländegängiges Quad. Damit begleiteten sie auch unser Training, um das Equipment und die Fotoausrüstung bis zur letzten Station zu transportieren.

Schließlich trafen wir uns zum Ende des Trainings mit den Hornburger Bogenschützen wieder an der Gaststätte »Willeckes Lust« am Fuße des Feldbogenparcours. Der Tag in der schönen Natur des Vorharzes neigte sich dem Ende zu und wir plauderten bei einem Getränk im Garten der Gaststätte über den Feldbogensport in der Region. Mit Stefan Willecke folgte zum Abschluss des Tages ein Besuch des historischen Ortskerns.
Wer nun neugierig auf diesen Feldbogenparcours geworden ist, kann mit den Bogenschützen in Hornbug Kontakt aufnehmen, um ein Training zu verabreden. Beachtung verdienen die Bogensportseminare in Hornburg, die Hubertus von Schilling leitet und auf der Website des Vereins bekannt gegeben werden. Übernachtungen können Besucher in einer Pension im historischen Ortskern buchen. Alle Informationen zu den Bogenschützen in Hornburg gibt es im Internet: www.bogen-hornburg.de
Hornburg – ein historischer Ort
Der kleine Ortsteil Hornburg mit seinen knapp 2.500 Einwohnern wurde im Jahre 994 erstmals im Zusammenhang mit Markt-, Münz- und Zollrechten urkundlich erwähnt. Der in Hornburg geborene Papst Clemens II. war ab 1046 das Oberhaupt der katholischen Kirche. Eine Blütezeit erlebte Hornburg im 16. Jahrhundert, als sich der Ort zum Zentrum des Norddeutschen Hopfenanbaus entwickelte. Wasserstraßen durchliefen einst den Ort, wo der Hopfen aus den Speichern der Fachwerkhäuser in die Schiffe verladen wurde, um ihn bis nach Portugal zu exportieren. Der Ortskern wird noch heute von rund 400 zum Teil reich verzierten Renaissance-Fachwerkhäuser aus dem 14. Und 15. Jahrhundert geprägt. 1437 wurde in Hornburg die Schützenbrüderschaft gegründet, an die sich 1996 die Bogenschützen angeschlossen hatten.
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/GK
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